Lauter kahle Bäume

 

Das Igelkind schlief mit seiner Mutter unterm Laub auf einer Apfelbaumwiese. Als es aber Ende Januar aufwachte, um an einem Apfel zu knabbern, welchen die Igelmutter als Wintervorrat gesammelt hatte, blickte sich das Igelkind auf der Wiese um und sah nichts als Schnee und kahle Bäume.

Der kleine Igel begann zu zittern und weckte seine Mama auf. „Mama, Mama“, bibberte er, „die Bäume sind alle krank, wir werden nie wieder etwas zu Essen haben. Schau nur, sie sind ganz kahl und sehen so traurig aus.“

„Nein“, sagte die Igelmutter noch halb verschlafen, „die Bäume sind nicht krank und auch nicht traurig, sie schlafen nur und ruhen sich aus bis zum Frühjahr. Da brauchen sie dann wieder Kraft  um Blätter und Blüten zu bekommen.“

„Schließe einmal deine Augen mein Kind und stelle dir vor, wie aus den kahlen Bäumen kleinen Blätter sprießen.“ Der kleine Igel machte die Augen zu und sah vor sich die Apfelbäume mit ihren Zweigen, die nach und nach Knospen bekamen und grüne Blätter bildeten – es war ihm als spüre er etwas Warmes.

„Das ist der Frühling“, sagte die Igelmutter. „Nun mein Kleiner stelle dir vor, wie die Blätter weiße Blüten bekommen.“  Der kleine Igel drückte seine Augen ganz fest zu und sah die Apfelbaumwiese in einer schönen weißen Blütenpracht stehen. Da wurde es ihm warm.

„Das ist der Sommer“, sagte seine Mutter.

„Und jetzt mein Kind wenn du die Augen schließt, wirst du die Bäume mit vielen roten Äpfeln sehen.

 Das ist dann der Herbst.“

Tatsächlich, der kleine Igel sah alle Bäume voller leckerer Äpfel hängen und eine Wärme durchströmte seinen Körper. Er bekam auch gleich Appetit und knabberte an den Vorräten.

„Siehst du nun“, sprach die Igelmutter, „die Bäume brauchen vom Frühling bis zum Herbst so viel Kraft und sind deshalb froh, wenn sie im Winter nichts tragen müssen. Keine Blätter, keine Blüten und auch keine Äpfel. Sie sind also nicht krank oder traurig, sondern ruhen sich nur aus und warten wie wir auf den Frühling.“ Dann ist es ja gut, dachte sich der kleine Igel und kuschelte sich in den Laubhaufen. „ich werde noch ein bisschen schlafen, bevor es Frühling wird“, sagte er.

 

Was wird er wohl träumen?


Bestimmt nicht von kahlen Bäumen!